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1. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
160 Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. Deutscher im Gegensatz zu dem Welschen Franz. Auch fürchteten die Fürsten, der französische König werde versuchen, ihre „teutsche Libertät" in die „viehische Servitut" der französischen Vasallen zu verwandeln, d. H. auf seine eigene Macht gestützt, ihrer reichsständischen Anabhängigkeit ein Ende machen. So ging Karl aus der Wahl als Sieger hervor, nunmehr der mächtigste Fürst der Christenheit, „in dessen Reich die Sonne nicht unterging". Mit dieser Kaiserwahl, die man mit großer Begeisterung begrüßte, begannen die Einmischungen fremder Mächte in die Angelegenheiten unseres Vaterlandes, die jahrhundertelang so schweren Druck und so furchtbares Anheil über unser Volk gebracht haben. Das Fehlen einer starken nationalen Gewalt hat sich aufs schwerste gerächt. Der Forderung einer durchgreifenden Reichsreform stand Karl genau so gegenüber wie sein Großvater. Alle Entwürfe beurteilte auch er lediglich nach dem Gesichtspunkte, ob sie geeignet seien, die Macht des Äauses Äabsburg zu stärken; denn die Kaiserkrone war ihm nur ein Mittel, die Kräfte des Reiches seiner Äauspolitik dienstbar zu machen. Er war daher zu Zugeständnissen an die Reichsstände bereit, wenn sie ihm Truppen und Geld für seine auswärtigen Kämpfe bewilligten. Auf diese Weise erreichte man von ihm die vorübergehende Einsetzung des ständischen Reichsregiments, das während seiner Abwesenheit die Regierung führen sollte. Nach dem Fehlschlag seiner Bewerbung um die Kaiserkrone suchte Franz I. mit Gewalt den Äabsburgern entgegenzutreten. Mit der mittelalterlichen Überlieferung von der Gemeinsamkeit der christlichen Interessen den Angläubigen gegenüber brach er derart, daß er gelegentlich ein Bündnis mit dem Sultan schloß und ihn zu Angriffen auf Angarn bestimmte; seine Schweizer Söldner maßen sich in Oberitalien und an der niederländischen Grenze mit den deutschen Landsknechten. 1525 erlitt er bei Pavia eine schwere Niederlage und geriet sogar selbst in Gefangenschaft. Mit Stolz sangen die „frumben" Landsknechte von diesem glänzenden Erfolge ihrer Tapferkeit und der Feldherrnkunst ihres geliebten Führers Georg von Frundsberg. Franz mußte seine Freilassung durch bedeutende Landabtretungen erkaufen und einen ewigen Frieden geloben. Karl hatte einen glänzenden Erfolg errungen; er besaß jetzt die Vormachtstellung in Europa und bezeichnete sich in der Friedensurkunde als das Äaupt der weltlichen Fürsten der Christenheit. Sofort aber sagten sich der Papst und England, die bisher mit ihm verbündet gewesen waren, von ihm los und schlossen sich an den besiegten Franz an, um das durch Karl gefährdete europäische Gleich-

2. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 161

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. 161 gewicht wiederherzustellen. Der Papst entband den Franzosenkönig von den beim Friedensschlüsse geleisteten Eiden, und eine Versammlung der französischen Großen erklärte die Friedensbedingungen für null und nichtig; trotzdem dürfe der König nicht etwa in die Gefangenschaft des Kaisers zurückkehren, obgleich er den Friedensvertrag nicht ausführen könne; denn er sei nach göttlichem und menschlichem Rechte verpflichtet, bei seinem Volke zu bleiben und es zu führen und zu beschützen. Die „Staatsraison" stellt sich hier über die ritterliche Moral des Mittelalters. Bald standen die Verbündeten dem Kaiser wieder im Felde gegenüber. Durch diese neuen Kämpfe wurde Karl so stark in Anspruch genommen, daß er vorläufig auf die Durchführung des für die Reformation ungünstigen Wormser Reichstagsabschiedes verzichten mußte. Solange er in den Kämpfen gegen seine äußeren Feinde auf die Äilfe der Reichsstände angewiesen war, von denen einige der bedeutendsten auf Luthers Seite standen, konnte er überhaupt an die Ausrottung der Ketzerei in Deutschland nicht denken, und die Ausführung des Speierer Beschlusses von 1529, gegen den die evangelischen Stände protestiert hatten, wurde durch die Türkennot unmöglich. So versprach denn der Kaiser in dem Ausschreiben, das die Stände zum Besuche des Augsburger Reichstages von 1530 aufforderte, aufs neue „eines jeglichen Meinung und Opinion in Liebe zu hören". Es wäre ein Wunder gewesen, wenn seine auswärtigen Feinde und die Protestanten im Innern des Reiches, die sich durch ihn bedroht fühlten, sich nicht schließlich gegen ihn verbündet hätten. Doch geschah das erst nach Luthers Tode, als Karl durch seine Erfolge im Schmalkaldischen Kriege die Protestanten in schwere Bedrängnis brachte und zur Unterwerfung unter die Beschlüsse des Tridentiner Konzils zwingen wollte. Da suchte Kurfürst Moritz, als er sich zum Abfall vom Kaiser anschickte, das Bündnis des Königs von Frankreich. Denn nur mit auswärtiger ioilfe glaubten er und feine fürstlichen Bundesgenossen ihre politische Unabhängigkeit und ihre religiöse Freiheit schützen zu können. Für diese Hilfeleistung gab er die lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun den Franzosen preis. Die fürstliche Gewalt, an die sich die lutherische Reformation hatte anschließen müssen, war also nicht imstande, sich und ihren Glauben gegen die spanische Fremdherrschaft zu schützen. So mußte für die Bundeshilfe deutsches Gebiet geopfert werden. Karl hatte seine Ziele nicht erreicht. Weder war er der Äerr aller Könige auf Erden geworden, noch hatte er gewaltsam die Glaubenseinheit wiederherstellen können. Beide Bemühungen waren Kästner und Brunner, Geschichte. Ii. B. 11

3. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 180

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
180 Vi. Der Dreißigjährige Krieg. und Brandenburg suchten sich 1635 den Kriegsgreueln zu entziehen durch einen Sonderfrieden mit dem Kaiser, der auf die Durchführung des Nestitutionsediktes verzichtete; aber sie vermochten ihre Neutralität nach keiner Seite hin zu schützen. Jetzt griff auch Frankreich mit eigenen Truppen am Rhein in den Krieg ein. Damit trat der konfessionelle Charakter des großen Ringens ganz in den Hintergrund. Es handelte sich nicht mehr um die Erhaltung des Protestantismus; die Fragen der politischen Macht nahmen die erste Stelle ein. Deutschland wurde das Schlachtfeld, auf dem fast alle europäischen Staaten ihre Sonderinterefsen verfochten. 4. Der Westfälische Frieden. Jahrelang hatten die Gesandten der beteiligten Staaten in Münster und Osnabrück verhandelt, bis endlich „das edle Fried- und Freudenwort" erschallen konnte. Da keine der Parteien das entscheidende Übergewicht erlangt hatte, kam es auf allen Gebieten zu Kompromissen. Von katholisch-kaiserlicher Seite verzichtete man auf die Durchführung der Gegenreformation und gab die Forderungen des Nestitutionsedikts preis. Die Protestanten beider Richtungen erhielten die reichsrechtliche Gleichstellung mit den Anhängern der alten Kirche, und ihre Fürsten konnten die säkularisierten Gebiete in ihrem Besitz behalten. Äber den Einspruch des Papstes gegen diese Abmachungen ging man einfach zur Tagesordnung über. Schwieriger waren die Verhandlungen über die Neuregelung der politischen Verhältnisse. Den vertriebenen Fürsten wurde ihr Besitz zurückgegeben, dem Pfalzgrafen auch die Kurwürde. Für Bayern wurde eine neue Kur, die achte, geschaffen. Auch die auswärtigen Mächte wollten für ihr Eingreifen entschädigt sein. 3n französischen Besitz kamen die bisher österreichische Landgrafschaft im Elsaß und eine Reihe anderer Reichsrechte in diesen Gebieten, die an sich noch keine Landesherrschaft bedeuteten, sich aber bei der Macht des französischen Königtums leicht dazu ausbauen ließen. Schweden erhielt die Bistümer Bremen und Verben sowie [Vorpommern mit den Oderinseln. Auf dieses Land hatte zwar der Kurfürst von Branbenburg einen Erb-anspruch, ba die pommerfchen Äerzöge 1637 ausgestorben waren. Man billigte ihm aber nur Sinterpommern zu und entfchäbigte ihn für den an Schweden fallenben Teil der Erbschaft in Mittelbeutfch--Icmb durch die Stifter Äalberstabt und Minben und die Anwartschaft auf Magbeburg. Auch anbere Reichsfürsten erhielten als Ersatz für verlorenen Besitz geistliches Gebiet.

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 103

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Die Anfänge des neueren Staates in Frankreich und England. 103 Mit den drei Söhnen Philipps Iv. war in Frankreich das Laus der Kapetinger ausgestorben; als nächste männliche Erben folgten die Valois. Ihnen gegenüber behauptete Eduard Iii. von England, als Sohn einer Tochter Philipps Iv. ein näheres Anrecht auf die französische Krone zu haben, und darüber entbrannte 1340 der „hundertjährige Krieg". Einen weiteren Grund zur Feindschaft gab den Engländern Frankreichs Bestreben, seinen Einfluß auf Flandern auszudehnen, dessen Städte dank ihrer blühenden Tuchindustrie die besten Abnehmer der englischen <2bolle waren. Auf diesen Handelsbeziehungen beruhte ein großer Teil des ^Wohlstandes der £ords, und somit lag die Bekämpfung des französischen Nebenbuhlers auch in ihrem Interesse. Der Krieg verlief günstig für England: die leichten Bogenschützen des Inselreiches zeigten sich den schwergerüsteten französischen Rittern und den sie unterstützenden Söldnerhaufen überlegen. Auch Geschütze, die nach den Worten des Chronisten „mit donnerähnlichem Getöse Eisenkugeln warfen", wurden schon von den Engländern verwendet und sollen zu ihrem Siege bei Creey 1346 nicht wenig beigetragen haben. Aber trotz der Überlegenheit der englischen Waffen, die sich noch in wiederholten Siegen kundtat, war das Königtum der Valois zu sehr gefestigt, als daß seinem Bestand ernstliche Gefahr hätte drohen können. Im Frieden (zu Bretigny) 1360 entsagte Eduard Iii. seinem vermeintlichen Rechte auf den französischen Thron und begnügte sich neben dem Besitze von Calais mit der Abtretung von Guyenne, Gascogne und Poitou, die ihm aber zum größten Teile schon nach 15 Jahren entrissen wurden. Die kriegerischen Anstrengungen hatten in beiden Ländern auch die stärkste finanzielle Leistung verlangt. Sowohl das englische Parlament wie die französischen Stände kargten ihren Königen gegenüber nicht mit Steuerbewilligungen für die Zwecke des Krieges, benutzten diese Gelegenheit aber dazu, sich Rechte auszubedingen, die sie zu Teilhabern der Regierung machten. So durften die Könige nicht eigenmächtig Auflagen erheben; jedesmal war erst die Bewilligung der Stände erforderlich. £lnfc> auch über die Verwendung der aufgebrachten Gelder beanspruchten sie eine Aufsicht. Daneben versuchten sie ihre Macht auch dazu zu benutzen, den in ihren Reihen nicht vertretenen Bauernstand in größere Abhängigkeit und Hörigkeit zu bringen; ein Bestreben, das in beiden Ländern blutige, aber ergebnislose Aufstände der Landbevölkerung zur Folge hatte. Vergebens trat Richard Ii. in England für die Geknechteten ein: die Lords bewiesen ihre Macht auch gegen ihn, indem sie ihn zur Thronentsagung nötigten und Heinrich Iv. aus dem Lause Lancaster die Krone verschafften. Sein Sohn und Nachfolger Heinrich V.

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 155

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Luther und die Reformation. 155 vorgegangen waren, der Anfang zu einer Auffassung des Reichsrechtes, die die Lehnsidee untergrub. Der Kaiser brachte sich durch seine Strenge gegen die Ääupter des Schmalkaldischen Bundes selber um die Früchte seines Mühl-berger Sieges. Ihre Verurteilung zu lebenslänglicher Last öffnete protestantischen und selbst katholischen Fürsten die Augen, und die Erhebung des Kurfürsten Moritz und seiner Verbündeten endete im Passauer Vertrage 1552 mit einem vollen Siege der protestantischen Sache. Auch den Beschlüssen des Konzils von Trient sollten nach Moritz' Willen die protestantischen Stände nicht unterworfen sein. So machte Moritz die Untreue gegen seine Glaubensgenossen, die er um dynastischer Ziele willen begangen hatte, durch seine tatkräftige Erhebung gegen die hochfahrenden Spanier äußerlich wieder gut, und der durch ihn gerettete Protestantismus fand im Augsburger Religionsfrieden 1555 seine reichsrechtliche Anerkennung; auch die Einziehung des Kirchengutes wurde als zu Recht bestehend anerkannt. Nur für die Zukunft bedangen sich König Ferdinand und seine Parteigenossen in dem „geistlichen Vorbehalt" aus, daß zum Protestantismus übertretende Geistliche ihre Würde und Gebiete verlieren sollten; doch wußten sich die Evangelischen wenigstens durch die „Declaration" zu sichern, daß kein Fürst seine Untertanen um der Religion willen verfolgen dürfe. Der Religionsfrieden glich mehr einem Waffenstillstände. Der Papst erkannte den Frieden nicht an, und Karl V., der einst mit dem stolzen Ziele der Herrschaft über die Christenheit und der Vernichtung der Ketzer und Ungläubigen die Krone übernommen hatte, entsagte ihr müde und zog sich in das spanische Kloster St. Just zurück. Mit feiner Abdankung zerfiel das Weltreich in zwei Lälften. Daß er die drei reichsdeutschen Bistümer Metz, Toul und Verdun, die Moritz im Einverständnis mit seinen Lelfern, den Fürsten von Brandenburg, Mecklenburg und Lessen, für verheißene Lilfe im Schmalkaldischen Kriege auf eigene Faust an Frankreich verschachert hatte, trotz umfassender Anstrengungen nicht wieder zurückerobern konnte — erst 318 Jahre später wurde das Reichsbollwerk wieder zurückgenommen —, verbitterte ihm die letzten Jahre feiner Regierung. Unausgeföhnt mit den neuen Verhältnissen blieb er feiner innersten Überzeugung treu. 7. Ergebnisse der deutschen Reformation. Unermeßlich sind die Segnungen, die der Protestantismus trotz aller Spaltung Deutschlands unmittelbar und mittelbar

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 57

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 57 — Von 1618—1648 herrschte in Deutschland der dreißigjährige Krieg. Er wütete auch in unserer Heimat. Hesseu wurde schrecklich verwüstet; viele Städte und Dörfer wurden zerstört. Das Land verlor in diesem Kriege einen großen Teil seiner Bevölkerung. Es dauerte lauge, bis es sich wieder erholt hatte. Im westfälischen Frieden (1648), der den dreißig- jährigen Krieg beendete, erhielt Hessen die Abtei Hersfeld und die Graf schast Schaumburg. Bon 1677—1730 regierte Laudgras Karl, einer der tätigsten hessi- schen Regenten. Er öffnete den flüchtigen französischen Hugeuotten sein Land und ließ durch diese die Stadt Karlshafen anlegen. Auch schuf er die Karlsaue in Kassel und die Wasserwerke des Karlsbergs zu Wil- Helmshöhe. Unter seiner Regierung kämpften in den Kriegen des deutschen Reiches gegen Frankreich und die Türken hessische Truppen mit großer Tapferkeit. An der Universität zu Marburg lehrte damals Papin. Er erbaute das erste Dampfboot der Welt. Dieses fuhr 1698 auf der Fulda von Kassel bis Münden, wurde aber hier von Schiffern zerschlagen. Karls Sohn und Nachfolger Friedrich I. war zugleich König von Schweden. Unter dessen Herrschaft siel 1763 die Grafschaft Hanau an Hessen. Im siebenjährigen Kriege, der von 1756—1763 dauerte, hatte Hessen viel zu leiden. Seine Truppen standen auf Seiten Preußens gegen Frankreich und das Deutsche Reich. Sie kämpften 1758 bei Sandershausen, 1759 bei Bergen und 1762 bei Wilhelmstal heldenmütig gegen die Franzosen. Diese hatten Kassel viermal besetzt und die Stiftskirche in Hersfeld zerstört. Um dem durch den Krieg verarmten Lande aufzuhelfen, schloß Landgraf Friedrich Ii. mit England einen Vertrag, nach welchem hessische Truppen mit deu Engländern gegen die Nordamerikaner fechten mußten. Die dafür von England gewährten Unterstützungsgelder bildeten den Ursprung des hessischen Staatsschatzes. Von den in Amerika kämpfenden Hessen siedelten sich 3000 dort an. In den Kriegen der französischen Revolution verlor Hessen seine Besitzungen am linken Rheinufer (Rheinfels und St. Goar) an Frankreich. Als Entschädigung dafür erhielt es 1803 die von seinem Gebiete einge- schlossenen kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neustadt, Fritzlar und Naum- bürg, dazu die seitherige Reichsstadt Gelnhausen. Zugleich wurde Hessen- Kassel zum Kurfürstentum erhoben. tzessen-Nassel ein Rurfürstentum. Der erste Kurfürst von Hessen-Kassel war Wilhelm I. Er regierte als solcher von 1803—1821, nachdem er 18 Jahre lang Landgraf ge- wesen. Da er dem vom französischen Kaiser Napoleon I. gegründeten

7. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 1

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
Das Deutsche Reich. Allgemeine Übersicht. § 1. Lage, Grenzen, Größe. Das Deutsche Reich erstreckt sich von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Es grenzt im Norden an die Nordsee, Dänemark und die Ostsee, im Osten an Rußland und Österreich, im Süden gleichfalls an Österreich und an die Schweiz, im Westen an Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Der Flächeninhalt des Deutschen Reiches beträgt 540 000 qkm (34 X Hessen-Nassau), seine Einwohnerzahl über 60 Millionen. In seiner Größe wird es in Europa nur von Rußland, Österreich und Skandina- vien übertroffen, während es nach seiner Bevölkerungszahl nur hinter Rußland zurücksteht. 6 8 10 1% ixj 1b 18 Mg- 1. Zur Berechnung der Größe des Deutschen Reiches. Um die Größe des Deutschen Reiches zu berechnen, fassen wir es als ein Rechteck aus (s. Fig. 1). Für Böhmen und Mähren, die sich im Südosten hereinschieben, setzen wir die im Norden und Osten übergreifenden Gebietsteile Schleswig-Holstein und Ost- und Westpreußen ein. Dieses Rechteck reicht vom 48. bis zum 54.° nördl. Breite und vom 6. bis zum 18.° östl. Länge (v. Green- Dilcher.schwarzhaupt.walther, Erdkunde. Ausg. A. 1

8. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 85

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
85 Die Landschaften am Unterlauf der Seine und Somme und an der Küste sind reich an feuchten Wiesen, fruchtbaren Feldern und ertrag- reichen Obsthainen. Die Landbewohner beschäftigen sich deshalb mit Ackerbau und Viehzucht. In den größeren Städten hat sich dagegen eine blühende Industrie entwickelt. Spinnerei und Weberei sind be- denteud in Ronen (rna„), Amiens (amtälu1) und Lille (Iii). Von den Küstenstädten haben Calais (falä) und Bonlogne (bulonj) bedeutenden Verkehr nach England. Le Havre (lö awr) ist der Haupthafen für die Einfuhr von Baumwolle, Cherbonrg (schärbür) ein stark befestigter Kriegshafen. 6) Klima und Erzeugnisse. Die klimatischen Verhältnisse sind nach der geo» graphischen Lage und der Bodengestalt der einzelnen Landschaften sehr verschieden. Die Tief- und Hügelländer haben ein angenehmes, mildes Klima, in den Gebirgs- gegenden dagegen ist es rauh, an der Südküste oft heiß und trocken. — Der Acker- bau steht in hoher Blüte. Im Norden baut man besonders Getreide- und Ge- spinstvflanzen sowie Zuckerrüben, in Mittelsrankreich außerdem noch Wein, Obst und Gemüse, im Süden Wein, Mais und Südfrüchte. Zur Ausfuhr gelangen besonders seine Obstsorten, Olivenöl und vorzügliche Weine. Der jährliche Durch- schnittsertrag des Weinbaus beträgt ca. 1000 Mill. Mark. Doch hat die Reblaus in den Weinbergen große Verheerungen angerichtet. — Da die Waldbestände in früheren Zeiten stark gelichtet worden sind, so ist das Land arm an Wald; doch ge- schieht jetzt viel für die Aufforstung der öden Flächen. Die Viehzucht blüht irr der wiesenreichen Normandie, die Schafzucht auf den trockenen Hügeln Mittelfrank- reichs. An Pferden hat Frankreich Mangel. Im Süden treten die Maultiere an ihre Stelle. — An Mineralien hat Frankreich besonders Kohle und Eisen, aber nicht soviel wie England und Deutschland. Seine Industrie ist bedeutend. Welt- berühmt sind die geschmackvollen Luxus- und Modewaren aus Paris, die Seiden- stosse aus Lyon, die Gewebe und Spitzen aus Lille und Rouen, die Porzellanfabrikate von Sevres sßäwr). e) Tie Bewohner. Aus der Vermischung der Gallier, Römer und Franken, die nacheinander das Land eroberten, bildete sich das Volk der Franzosen. Es zeigt zwar nach den einzelnen Landschaften große Verschiedenheiten, hat aber eine gemeinsame Sprache und ist durchweg römisch-katholisch. Nur die Bretonen im Nordwesten Frankreichs, die Basken im Südwesten und die Italiener an der Riviera haben ihre angestammte Sprache bewahrt. Für die Ehre und den Ruhm ihres Volkes, das sie gern „die große Nation" nennen, sind die Franzosen begeistert. Mit Stolz erinnern sie sich der Zeiten, als sich vor Napoleon I. die Völker und Fürsten Europas beugen mußten. Die staatlichen Umwälzungen des letzten Jahrhunderts und der Krieg von 1870/71 haben jedoch das Ansehen Frankreichs und seinen Wohlstand schwer geschädigt. Seit dem Sturze Napoleons Iii. ist Frankreich eine Republik, deren Präsident auf 7 Jahre gewählt wird. — Das Land ist in De- partements (döpart'mangs) eingeteilt. f) Zu Frankreich gehört noch die Insel Korsika mit der Hauptstadt Ajaccio (ajätscho). Geburlsort Napoleons I. Außerdem besitzt Frankreich noch Kolonien in Afrika, Asien, Amerika und der australischen Inselwelt. § 101. Das Königreich Belgien. (Doppelt so groß als das Königreich Sachsen. 7 Mill. meist katholische Einw.) Belgien liegt auf der Abdachuug des französischen Grenzgebirges nach dem Niederrhem hin und hat eine sehr günstige Lage zwischen Deutschland, Frankreich, Holland und dem Meere. Es gliedert sich landschaftlich in Hoch- und Niederbelgien. a) Hochbelgien nimmt den südöstlichen Teil des Landes ein, wo Ausläufer der Ardennen und der Etfel in einer Höhe von 400 in das

9. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 102

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
102 Ii. Luther und die Reformation. einer Zeit, wo in Spanien, Frankreich, England und Skandinavien geschlossene Staaten mit einheitlicher Zusammenfassung der nationalen Kräfte entstanden, das Auseinanderfallen des deutschen Volkes in zwei einander feindliche Konfessionen wesentlich gefördert; und wie das 9xetch, so zerfiel auch die neue Kirche in ein buntes Vielerlei von Staats- und Stadtkirchen. Auf die Entwicklung der Kirchenfrage ist neben dem Reichsregiment auch der Gang der äußeren Politik von tiefem Einfluß gewesen. Kriegs- und Äerrschaftspläne ließen Karl V., mit dem die zwei Jahrhunderte währende Feindschaft der Säufer Labsburg und Valois-Bourbon einsetzte, keine Zeit zur Ausführung des Wormser Edikts. Fast ein volles Jahrzehnt nahm ihn der Kamps gegen Franz l. von Frankreich in Anspruch. Karl V. hoffte zwar, mit dem Gegner leicht fertig zu werden und die Rechte des Reiches in Italien und Burgund wiederherzustellen. Allein trotz seiner italienischen Siege konnte er weder von den Alpen noch von Burgund her in Frankreich eindringen, dessen festgefchlossene, unter einem starken Königtum zusammengefaßte Macht auch nach Franz' 1. vorübergehender Gefangennahme unangreifbar blieb. Dazu kam der politische Zusammenschluß Frankreichs mit dem Papste, dem die kaiserliche Machtstellung in Italien ein Dorn im Auge war; sie bedrohte den Kirchenstaat von Neapel und Mailand her, gleich der staufischen Politik des 13. Jahrhunderts. Die Bekämpfung des Kaisers, der doch die deutsche Reformbewegung hätte ausrotten können, erschien somit dem Papste als die dringendere Aufgabe. Als jedoch Frankreich auf seine italienischen Ansprüche verzichtete und Kaisertum und Papsttum sich verständigten, um gemeinsam zur „Befreiung der Kirche von der pestbringenden Krankheit der Ketzerei" zu schreiten (1529), da hinderte die Türkengefahr an tatkräftigem Vorgehen. Bereits 1526 mußte König Ferdinand angesichts der Schlacht von Mohaez, die dem letzten ungarisch-böhmischen König Ludwig Ii. das Leben kostete und den Anfall seiner Lande an Labsburg herbeiführte, das Wormser Edikt zurücknehmen und den Ständen in Sachen der Religion Freiheit zugestehen; eine Neuordnung, die angesichts des Zusammenschlusses von Kaiser und Papst und des Friedens mit Frankreich 1529 wieder aufs neue in Frage gestellt schien. Latte der Kaiser auf dem zweiten Speyerer Reichstage jede weitere Neuerung „bis zum künftigen Konzil" untersagen lassen, so belehrte ihn im gleichen Jahre die Belagerung Wiens durch die Türken, daß auf die protestierende Minderheit des Reichstages aus politischen Gründen Rücksicht zu nehmen sei. Neunzehn der Reformation zugewandte Reichsstände, Kursachsen und Lessen an der Spitze, darunter auch vierzehn süddeutsche Reichsstädte

10. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 116

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
116 Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. Deutscher im Gegensatz zu dem Welschen Franz. Auch fürchteten die Fürsten, der französische König werde versuchen, ihre „teutsche Libertät" in die „viehische Servitut" der französischen Vasallen zu verwandeln, d. H. auf seine eigene Macht gestützt, ihrer reichsständischen Anabhängigkeit ein Ende machen. So ging Karl aus der Wahl als Sieger hervor, nunmehr der mächtigste Fürst der Christenheit, „in dessen Reich die Sonne nicht unterging". Mit dieser Kaiserwahl, die man mit großer Begeisterung begrüßte, begannen die Einmischungen fremder Mächte in die Angelegenheiten unseres Vaterlandes, die jahrhundertelang so schweren Druck und so furchtbares Unheil über unser Volk gebracht haben. Das Fehlen einer starken nationalen Gewalt hat sich aufs schwerste gerächt. Der Forderung einer durchgreifenden Reichsreform stand Karl genau so gegenüber wie sein Großvater. Alle Entwürfe beurteilte auch er lediglich nach dem Gesichtspunkte, ob sie geeignet seien, die Macht des Äauses Äabsburg zu stärken; denn die Kaiserkrone war ihm nur ein Mittel, die Kräfte des Reiches seiner Äauspolitik dienstbar zu machen. Er war daher zu Zugeständnissen an die Reichs-stände bereit, wenn sie ihm Truppen und Geld für seine auswärtigen Kämpfe bewilligten. Auf diese Weise erreichte man von ihm die vorübergehende Einsetzung des ständischen Reichsregiments, das während seiner Abwesenheit die Regierung führen sollte. Nach dem Fehlschlag seiner Bewerbung um die Kaiserkrone suchte Franz I. mit Gewalt den Äabsburgern entgegenzutreten. Mit der mittelalterlichen Überlieferung von der Gemeinsamkeit der christlichen Interessen den Ungläubigen gegenüber brach er derart, daß er gelegentlich ein Bündnis mit dem Sultan schloß und ihn zu Angriffen auf Ungarn bestimmte; seine Schweizer Söldner maßen sich in Oberitalien und an der niederländischen Grenze mit den deutschen Landsknechten. 1525 erlitt er bei Pavia eine schwere Niederlage und geriet sogar selbst in Gefangenschaft. Mit Stolz sangen die „frumben" Landsknechte von diesem glänzenden Erfolge ihrer Tapferkeit und der Feldherrnkunst ihres geliebten Führers Georg von Frundsberg. Franz mußte seine Freilassung durch bedeutende Landabtretungen erkaufen und einen ewigen Frieden geloben. Karl hatte einen glänzenden Erfolg errungen; er besaß jetzt die Vormachtstellung in Europa und bezeichnete sich in der Friedensurkunde als das Äaupt der weltlichen Fürsten der Christenheit. Sofort aber sagten sich der Papst und England, die bisher mit ihm verbündet gewesen waren, von ihm los und schlossen sich an den besiegten Franz an, um das durch Karl gefährdete europäische Gleich-
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